Mit der Verbreitung des Humanismus kamen bedeutende Gelehrte und Künstler an den Hof. Mit dem Humanismus verschwand das Mittelalter, und mit ihm so manche Kostbarkeit. Aber trotz alldem haben sich neben dem "Ambraser Heldenbuch" auch autobiographische Werke Kaiser Maximilians I. erhalten. Darunter der "Weißkunig" und der "Theuterdank".
Die Volksdichtung genoß besonders in der Blütezeit des Barock die größte Aufmerksamkeit. Die liberalen Gedanken des Vormärz treten besonders in den Lyriken von Johann Chrysostomus Senn (1795 - 1857) und von Jakob Phillip Fallmerayer (1790 - 1861) hervor.
Mit Adolf Pichler (1819 - 1900) erreichte die heimatnahe Erzählkunst ihren Höhepunkt. Unter den Tiroler Dramatikern taten sich besonders Franz Kranewitter (1860 - 1938) und Karl Schönherr (1867 - 1943) hervor. Franz Kranewitters Stil beeindruckte durch seine Symbolhaftigkeit. Seine bekanntesten Werke sind "Der Judas von Tirol", "Erde", "Glaube und Heimat", "Der Weibsteufel" und "Kindertragödie". Seine Stücke spielen in der Welt des Bäuerlichen - Ihm gelingt auch die bedeutendste Fassung des Andreas-Hofer-Stoffes. Zu Beginn des 20. Jhd. erschienen in Tirol literarische Sammlungen, wovon der 1910 gegründete "Der Brenner" der Bedeutendste von allen ist. Herausgeber, Ludwig von Ficker, scharte eine bedeutende Künstlergruppe um sich, darunter Carl Dallago (1869 - 1949), Anton Santer (1884 - 1979), Paula Schlier (geb. 1899) und Max von Esterle (1870 - 1947).
Weitere Persönlichkeiten dieses Jahrhunderts sind, um nur einige zu nennen:
Franz Tumler (geb. 1912), Anni Kraus (geb. 1897), Hans Haid (geb. 1938), Otto Grünmandl (geb. 1924) und Felix Mitterer (geb. 1948)!
Nocturne:
Traurig der Held
An höchsten Glückes Schwall
O seht das Flammenaug'
In Tränen brechen,
Wie ein gewaltig Weinen ihn
In Bächen
Verströmen will zumal
An selber Stelle!
Hermann von Gilm (1812 - 1864)
Gegensätze
Wenn sich der Birken schmale Blätter röten,
Und wenn die Schwalben prüfen ihre Schwingen,
Die letzte Blum' Dezemberwinde töten,
Dann will ich meine Frühlingslieder singen.
Ist kalt mein Herz und meine Lippe trocken,
Und kommt das Alte mit den bösen Dingen,
In Silber wandelnd mir das Gold der Locken,
So will ich meine Liebeslieder singen.
Und haben sie - das ist dann wohl das Ende -
Gefesselt mich mit ihren Eisenringen
An eines Turms epheuumrankte Wände,
Dann will ich meine Freiheitslieder singen.
Karl Jais (1895 - 1955)
D'Muaterschproch
Ou! Wia schia ischt d'Muaterschproch!
Konnscht dermit olls bösser soge,
Leichter röide, leichter kloge.
Kimmt era kua n'ondre noch.
D'schiascht bleibt decht dei Muaterschproch!
Sepp Waidacher (geb. 1911), Georg Trakl (1887 - 1914)
Abend in Lans
Wanderschaft durch dämmernden Sommer
An Bündeln vergilbten Korns vorbei. Unter
getünchten Bogen,
Wo die Schwalb aus und ein flog, tranken wir
feurigen Wein.
Schön: o Schwermut und purpurnes Lachen.
Abend und die dunklen Düfte des Grüns
Kühlen mit Schauern die glühende Stirne uns.
Silberne Wasser rinnen über die Stufen des Waldes,
Die Nacht und sprachlos ein vergessenes Leben.
Freund; die belaubten Stege ins Dorf.